Ansprechpartner, Berater und Gebietskenner

Gemäß dem Slogan „Naturschutz. Für Dich. Vor Ort.“ sind Gebietsbetreuerinnen und -betreuer in 60 besonders wertvollen Teilgebieten Bayerns aktiv – so auch in den Offenlandschaften des Naturparks Spessart. Als Ansprechpartner, Berater und Gebiets- sowie Artenkenner bringen unsere Gebietsbetreuer für Grünland Christian Salomon und Torsten Ruf die verschiedenen Akteur:innen zusammen. Gemeinsam mit Landwirt:innen, Kommunen, Grundeigentümer:innen, Naturschutz- und Landschaftspflegeverbänden sowie Behörden entwickeln sie unterschiedlichste Naturschutzmaßnahmen auf Grünland, setzen sie um und begleiten deren Entwicklung. Im Vordergrund stehen der Erhalt und die Förderung von bedrohten und seltenen Tier- und Pflanzenarten wie Arnika oder Thymian-Ameisenbläuling sowie von artenreichen Grünländern im Spessart,

Die Gebietsbetreuung für Grünland im Naturpark Spessart wird vom Bayerischen Naturschutzfonds großzügig gefördert.

Gebietsbetreuer Christian Salomon (links) und Torsten Ruf (rechts) (Foto: Daniela Kaiser)

Info

Aktivitäten und Maßnahmen der letzten Jahre.  

Um bedrohte Tier- und Pflanzenarten des Spessartgrünlands zu erhalten, führen die Gebietsbetreuer für viele Arten gezielte Hilfsmaßnahmen durch.

Im Vorfeld wird über Kartierungen die Verbreitung, der Erhaltungszustand und der Maßnahmenbedarf für die jeweilige Art ermittelt. Im Anschluss wird versucht, den Lebensraum zu optimieren und die Vernetzung zu verbessern. Dies geschieht über Anpassung der Nutzung oder Pflege von Wiesen und Weiden, Landschaftspflegemaßnahmen oder Neuanlage von Lebensräumen. Hier ist eine enge Zusammenarbeit mit Bewirtschafter:innen, Naturschutzbehörden, Naturschutzverbänden und Landschaftspflegeverbänden gefragt.

Für Arnika und Kugelige Teufelskralle wurden im Raum Hafenlohrtal Vermehrungsflächen durch Einsaat und Auspflanzung angelegt. Unterstützt werden diese Artenhilfsmaßnahmen u.a. durch die botanischen Gärten in Würzburg und Gießen. Diese ziehen im Gewächshaus aus Samen Jungpflanzen heran, welche dann an geeigneten Stellen ausgepflanzt werden. Gerade extrem kleine und genetisch verarmte Bestände z.B. der Arnika werden so gestützt.  

In den Jahren 2023/ 2024 laufen zusammen mit vielen ehrenamtlichen Helfern sowie dem Fachbüro Dr. Steffen Scharrer großräumige Kartierungen für den Thymian-Ameisenbläuling, Kleinen Heidegrashüpfer, Gelbbauchunke, Laubfrosch, Kreuzkröte und Kammmolch in den Landkreisen Miltenberg und Aschaffenburg sowie der Stadt Aschaffenburg. Die aktuelle Verbreitung dieser allesamt bedrohten Arten ist unklar. Aus den Erkenntnissen sollen dann Artenhilfsmaßnahmen abgeleitet werden.

Die Naturschutz- und FFH-Gebiete im Naturpark Spessart stellen Perlen des Naturschutzes dar. Ihnen gilt die besondere Aufmerksamkeit der Gebietsbetreuung. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Beratungen und Maßnahmen durchgeführt, unter anderem in den Naturschutzgebieten Sinngrund, Romberg, Weihersgrund, Aubachtal und Hafenlohrtal. Letzteres war noch vor wenigen Jahren von Verbrachung geprägt. Mittlerweile wird der Großteil landwirtschaftlich nutzbarer Flächen wieder im Sinne des Naturschutzes bewirtschaftet: durch Schaf- und Ziegenbeweidung sowie zielartenfreundliche Mähkonzepte und -technik. Zudem wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Aschaffenburg und den Naturschutzbehörden Pflegemaßnahmen durchgeführt, z.B. die Nachmahd von Weideflächen, Entbuschungen und die Wiederherstellung einer weiteren Hangwiese. Die positive Entwicklung des Gebiets wird durch Begleituntersuchungen belegt: 40 Tagfalter-und 25 Libellenarten konnten in den letzten Jahren nachgewiesen werden. Darunter befinden sich einige Erstnachweise, Wiederfunde und bayernweit bedrohte Arten wie die Kleine Moosjungfer oder der Sumpfwiesen-Perlmuttfalter.      

Kerntätigkeit der Gebietsbetreuer ist die Beratung von Landnutzenden, Eigentümer:innen, Gemeinden und Behörden. Dabei geht es meist um Nutzungskonzepte, Aufwertungsmöglichkeiten von Flächen und die Förderung durch das bayerische Vertragsnaturschutzprogramm. Aus einer Vielzahl der daraus resultierenden Maßnahmen hier einige Beispiele: 

  • Aufwertung des Streuobst- und Magerwiesenhangs am Planweg in der Gemeinde Heimbuchenthal, u.a. Freistellung verbuschter Bereiche und Pflegeschnitt der Altbäume (Förderung durch Umweltministerium und Stiftung natur mensch kultur).  

  • Unterstützung von Rinder- und Schafhalterinnen und -haltern durch Organisation, Förderung und Betreuung der Weidenachpflege, u.a. auf Flächen bei Rieneck, Lohr am Main, Hafenlohr, Rothenbuch und Mespelbrunn.  

  • Anlage von gut 20 Kleingewässern auf Wiesen und Weideflächen des fürstlichen Forstbetriebs Löwenstein. Die Finanzierung dieser Naturschutzmaßnahme erfolgte über den Verkaufserlös von Weinen der FairGrapes UG. 

  • Auch auf der Moorschnuckenweide im Kaltenbachgrund wurden im Rahmen der Gebietsbetreuung Gewässerbiotope angelegt, hier auf Wunsch des Bewirtschafters und mit staatlicher Finanzierung.  

  • Im Dammbachtal wurden in den letzten Jahren hunderte Grundstücke zurück in die Weide- und Streuobstnutzung überführt. Von höchster Symbolkraft ist dabei der gemeinsame „Landschaftsputz“, zu dem sich jährlich zahlreiche Freiwillige zusammenfinden.  

Öffentlichkeitsarbeit

Die Gebietsbetreuer informieren und sensibilisieren die unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure in der Landschaft. Aber auch die breite Öffentlichkeit, z.B. bei Exkursionen, Vorträgen, Infoständen, Aktionstagen, Runden Tischen, bei Veranstaltungen an Schulen und Kindergärten sowie im Rahmen der Presse- und Medienarbeit. 

Bei den öffentlichen Führungen der Gebietsbetreuung sind die „Gummistiefel-Exkursionen über die Büffelweide“ ein Renner. Auf dieser abenteuerlichen und nicht ganz schmutzfreien Führung werden die Zusammenhänge zwischen Beweidung und Biodiversität anschaulich vermittelt.