01.02.2025

Nisthilfe für Luftakrobaten – erster Mauerseglerturm im Naturpark Spessart

Mauersegler finden immer weniger Nistplätze – in Mönchberg soll ein neu errichteter Turm den Vögeln eine neue Heimat bieten. Mit 48 Nistkammern und einem Audiogerät zur Anlockung setzt das Projekt ein wichtiges Zeichen für den Artenschutz. 

Mauersegler finden immer weniger Nistmöglichkeiten und Nahrung (Foto: Gunther Zieger)

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Ein neues Zuhause für die Meister der Lüfte
Jeden Sommer jagen Mauersegler mit pfeilschnellen Manövern durch die Straßen von Mönchberg, ihre schrillen Rufe erfüllen die Luft. Doch ihr eleganter Flug täuscht über eine besorgniserregende Entwicklung hinweg: Die Zahl der Vögel hat sich in den letzten Jahren fast halbiert. Hauptgrund ist der Verlust alter Gebäude, die den Mauerseglern als Nistplätze dienten. Nun soll ein neues Bauwerk Abhilfe schaffen – der erste Mauerseglerturm im Naturpark Spessart.

Ein Turm für den Artenschutz
Am 27. Januar wurde das innovative Projekt offiziell eingeweiht. Bürgermeister Bernd Wetzel erinnert sich an seine anfängliche Skepsis: „Auf den Plänen wirkte der Turm sehr groß. Aber jetzt bin ich begeistert – er passt perfekt hierher.“
Die Idee zu dem Turm hatten Thomas Staudt, Umweltschutzbeauftragter der Gemeinde Mönchberg, und Torsten Ruf, ehemaliger Gebietsbetreuer für Grünland im Naturpark Spessart. Staudt ist ein großer Bewunderer der Vögel: „Die Mauersegler gehören zu Mönchberg wie der Luftkurort-Charakter.“

(Foto: Kathrin Günzelmann)

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Gruppenbild: 
Vor dem ersten Mauerseglertum in Main-Spessart: Oliver Kaiser, Sascha Weigl (Bauhofleiter), Bernd Wetzel (Bürgermeister), Daniel Müller (Leiter Servicebank Raiffeisenbank Mönchberg), Holger Jalowitzki (Filialdirektor der Sparkasse Eschau), Thomas Staudt (Umweltbeauftragter Gemeinde Mönchberg), Sigmund Geiger (Bauamt Gemeinde Mönchberg) und Ulrich Müller (Untere Naturschutzbehörde LRA Miltenberg)


Gemeinschaftsprojekt mit breiter Unterstützung

Die Umsetzung des 20.000 Euro teuren Projekts war nur durch gemeinschaftliches Engagement möglich. 70 Prozent der Kosten wurden durch Fördermittel der Regierung von Unterfranken finanziert. Den restlichen Betrag steuerten die Raiffeisenbank Elsavatal e.G., die Sparkasse Aschaffenburg-Miltenberg, der Imkerverein Mönchberg, der Rotary Club Obernburg sowie private Spender bei – darunter auch Thomas Staudt selbst.
Daniel Müller von der Raiffeisenbank Elsavatal betont: „Unsere Bank unterstützt gerne nachhaltige Projekte wie diese.“ Auch Holger Jalowitzki, Filialdirektor der Sparkasse in Eschau, freut sich über das Vorhaben: „Die ehemals von uns geförderte Artenschutzwiese in Mönchberg ergänzt den Mauerseglerturm ideal, da sie den Vögeln eine Nahrungsquelle bietet.“

48 neue Nistplätze – und ein besonderer Trick
Der 48 Nisteinheiten umfassende Turm soll bereits ab Ende April die ersten gefiederten Bewohner anlocken. Um die Mauersegler auf ihr neues Zuhause aufmerksam zu machen, wird ein spezielles Audiogerät installiert. Es sendet Mauersegler-Rufe aus, um die Vögel auf die neuen Nistplätze aufmerksam zu machen – eine bewährte Methode, um ihnen künstliche Niststätten schmackhaft zu machen.
„Die Mauersegler sind faszinierende Tiere“, erklärt Staudt. Sie verbringen fast ihr gesamtes Leben in der Luft: Sie schlafen, jagen und sogar paaren sich im Flug. Nur zum Brüten kehren sie in ihre Nester zurück – bisher vor allem in Mauernischen und unter Dachvorsprüngen. Ab diesem Frühjahr hoffentlich auch in einer der 48 Nistkammern des neuen Turms.

Vorbild für weitere Gemeinden?
Mit der Fertigstellung des Projekts hoffen die Initiatoren, den schwindenden Bestand der Mauersegler in Mönchberg zu stabilisieren. Eine am Turm angebrachte Schautafel soll gleichzeitig die Bevölkerung über die Bedeutung des Artenschutzes informieren.
Oliver Kaiser, Geschäftsführer des Naturparks Spessart, sieht das Bauwerk als Vorzeigeprojekt: „Der Mauerseglerturm steht für die enge Verbindung zwischen Mensch und Natur.“ Der Biologe hofft, dass andere Gemeinden dem Beispiel Mönchbergs folgen und ähnliche Projekte umsetzen möchten; auch wenn der aktuelle Fördermittelstopp aus München weitere Vorhaben ähnlicher Art derzeit schwierig mache. 
„Nicht nur Mauersegler, auch Schwalben finden in unseren Ortschaften immer seltener geeignete Nistplätze“, erklärt Kaiser. Der Verlust solcher Arten hat weitreichende Folgen: Ohne natürliche Schädlingsregulierer können Insektenpopulationen unkontrolliert wachsen, während wichtige Bestäuber verschwinden. Besonders im Klimawandel sind artenreiche Ökosysteme unverzichtbar – sie speichern CO₂, mildern Wetterextreme und stärken die Widerstandskraft der Natur. Jede Art, die wir schützen, trägt letztlich auch zu unserem eigenen Wohl bei. 

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