Schutz und Erhalt der regionalen Streuobstbestände
Streuobstbestände zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa: Rund 5.000 Tier- und Pflanzenarten leben dort. Nach Schätzungen des Umweltministeriums sind jedoch seit 1965 etwa 75% der Streuobstbäume in Bayern verschwunden. Ein Großteil der verbliebenen Bestände befindet sich in Franken, viele davon auch im Naturpark Spessart u.a. im Kahlgrund, entlang des Untermains, am Zollberg bei Langenprozelten oder in den Erlichsgärten bei Kreuzwertheim.
Um diese Lebensräume und Elemente der Kulturlandschaft zu erhalten und zu entwickeln, führt das Naturparkteam seit einigen Jahren verstärkt Projekte zum Schutz und Erhalt der regionalen Streuobstbestände durch. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei den "Alten Obstsorten" gewidmet, indem wir bei Neuanpflanzungen zertifiziertes Pflanzgut der regionaltypischen Sorten verwenden. So kann der Naturpark einen Beitrag zum Erhalt dieser Vielfalt leisten.
Bisherige Maßnahmen
Entbuschung von verwilderten Streuobstbeständen, im Anschluss Ansaat mit eBeetle-Saatgut und Durchführung von Pflegeschnitten an alten Obstbäumen (2021).
Streuobstpflege von bisher knapp 200 Altbäumen (2021-2022) sowie systematischen Untersuchung der Vogel- und Käferfauna durch ein Fachbüro in 2021. Bei den Kartierungen haben unsere Fachleute 55 Vogelarten gefunden, darunter vier bis fünf Brutpaare des seltenen Steinkauzes. Weiterhin erfassten sie 179 holzbewohnende Käferarten, unter anderem Panzers Wespenbock, der noch bis vor Kurzem in Bayern als ausgestorben galt. Die Kartierungen wurden dankenswerterweise von der Sparkasse Miltenberg-Obernburg, der Raiffeisenbank Elsavatal eG und der BN-Kreisgruppe Miltenberg mit Spenden unterstützt.
Für den Erhalt von Streuobstwiesen konnten wir die neu gegründete Stiftung der Raiffeisenbank Main-Spessart als Partner gewinnen. In den Gemeinden Arnstein, Partenstein, Rothenfels, Wiesthal, Langenprozelten und Hafenlohr haben wir Ende 2021 Aktionstage mit Freiwilligen durchgeführt und insgesamt 64 neue Obstbäume gepflanzt. Ein Erhaltungsschnitt an 174 Altbäumen folgte bis Frühjahr 2022. Weitere Maßnahmen für den Winter 2022/2023 sind in Vorbereitung.
In Heimbuchenthal (Lkr. AB) wurden verwilderte Streuobstwiesen-Grundstücke entbuscht und teilweise mit gebietseigenem Saatgut angesät.
Zusammenarbeit mit Naturschutzbehörden
Bei der Umsetzung der Maßnahmen arbeiten wir immer eng mit Naturschutzbehörden und den dort angesiedelten Streuobst-Berater:innen, Landschaftspflegeverbänden sowie den regionalen Initiativen wie Schlaraffenburger oder der Main-Bienen-Streuobst-eG zusammen. Für die Abstimmungen haben wir erste Runde Tische durchgeführt, bei denen sich die Akteur:innen fachlich austauschen können.
Die Aktivitäten und Kooperationen werden wir in den nächsten Jahren sicherlich noch ausbauen – auch vor dem Hintergrund des Bayerischen Streuobstpakts.