Botanische Artenhilfsmaßnahmen
Die Feucht- und Magerwiesen des Naturparks Spessart sind gesegnet mit botanischen Raritäten. Leider sind einige davon jedoch durch Nutzungsänderungen und Klimawandel stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Im Rahmen der Gebietsbetreuung für Grünland engagieren wir uns zusammen mit vielen Partnern für den Erhalt besonders wertvoller Arten wie Arnika, Haarstrangwasserfenchel, Herbstdrehwurz, Kleines Helmkraut, Heidewicke und Sonnentau. Wir fördern deren Bestände durch gezielte Maßnahmen und dokumentieren ihre Entwicklung über ein Monitoring.
Blütenstand der Herbstdrehwurz
Die Herbstdrehwurz zählt zu den seltensten heimischen Orchideen. Von fünf unterfränkischen Vorkommen befinden sich drei im Spessart. Die Aufgabe traditioneller Weidenutzungen und Wühlschäden durch Wildschweine haben auch hier in jüngster Zeit zu einem Erlöschen bzw. massiven Rückgang der Populationen geführt. Seitdem kümmert sich Gebietsbetreuer Christian Salomon um eine angepasste Schafbeweidung, Schutzmaßnahmen gegen Wildschweine und einen Wiederaufbau der Bestände. Die Universität Gießen hat den Dreh mit der Drehwurz raus: 2022/2023 konnten rund 800 Pflanzen aus gebietseigener Samennachzucht ausgepflanzt werden und damit die Vorkommen wieder auf zukunftsfähige Bestände erweitert werden.
Arnika (Arnica montana)
Vergleichbare Maßnahmen laufen für die Spessart-Arnika bereits seit 2011. Auch hier werden die Grünlandnutzungen an den Wuchsorten optimiert und gezielte Wiedervermehrungsmaßnahmen durchgeführt. Wichtige Partner sind in diesem Fall das Botanische Institut der Universität Würzburg und ein Rechtenbacher Gärtner, welche aus spessarteigenem Saatgut schon über Tausend Arnikastauden gezaubert haben. Ohne diese Artenhilfsmaßnahmen gäbe wohl nur noch ein einziges Vorkommen der ehemals weit verbreiteten Heilpflanze in der ganzen Region. So blühen die Arnika noch bzw. wieder im Hafenlohrtal, im Weihersgrund, auf der Weikertswiese und andernorts.
Weitere Arten
In den letzten Jahren haben unsere Gebietsbetreuer zahlreiche weitere Hilfsmaßnahmen für wertvolle Pflanzenvorkommen umgesetzt. Hierzu zählen insbesondere die bundesweit bedeutsamen Pflanzenarten Heidewicke (Vicia orobus) und Haarstrang-Wasserfenchel (Oenanthe peucedanifolia), die es bayernweit nur noch im Spessart gibt. Schwerpunkttätigkeit bei diesen Arten ist insbesondere die Optimierung der Grünlandnutzungen durch Vereinbarungen mit den jeweiligen Landwirten und der Grundstückserwerb. Zudem wurden Pflanzenarten gefördert, die in der Region nur noch ein letztes kleines Vorkommen aufweisen bzw. aufwiesen: Das Kleine Helmkraut (Scutellaria minor), der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) und die Kugelige Teufelskralle (Phyteuma orbiculare). Häufig benötigen diese Arten einfach neue Keimungsmöglichkeiten auf Rohboden oder Mähzeitpunkte, die eine Samenreife ermöglichen
Förderung
Die Finanzierung erforderlicher Schutz- und Pflegemaßnahmen erfolgt in der Regel über staatliche Kleinstmaßnahmen der Landkreise und Biodiversitätssondermittel der Regierung von Unterfranken. Weiterhin kamen Spendenmittel des WWF Deutschland zum Einsatz. Die Nachzuchten in Botanischen Instituten erfolgen in Eigenleistung der Universitäten Gießen und Würzburg.